Nach einer Strahlentherapie sollte jährlich ein Herzcheck durchgeführt werden! Internationaler Konsens

Nach einer Strahlentherapie sollte jährlich ein Herzcheck durchgeführt werden! Internationaler Konsens

Heutzutage ist es dank erheblicher Fortschritte bei der Krebserkennung und -behandlung immer mehr Krebspatienten möglich, langfristig zu überleben. Doch bei Krebsüberlebenden ist nicht mehr Krebs die häufigste Todesursache, sondern Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind an ihre Stelle getreten. Daten zeigen, dass bei Krebspatienten das Risiko einer tödlichen Herzerkrankung doppelt so hoch ist wie bei der Allgemeinbevölkerung.

Daher hat die Kardioonkologie in den letzten Jahren zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen.

Die Strahlentherapie ist der Eckpfeiler der Krebsbehandlung und mehr als 50 % der Krebspatienten erhalten eine Strahlentherapie. Eine Strahlentherapie kann kurzfristige und langfristige negative Auswirkungen auf die Blutgefäße und das Herz haben, beispielsweise Arteriosklerose und Funktionsstörungen der Herzklappen, des Myokards und des Perikards verursachen.

Kürzlich veröffentlichte die International Cardio-Oncology Society (ICOS) den ersten multidisziplinären Expertenkonsens zu den kardiovaskulären Manifestationen der Strahlentherapie.

Der Konsens betont, dass moderne Strahlentherapietechniken die Strahlendosis für gesundes Gewebe minimieren, am Ort der Strahlentherapie jedoch kardiovaskuläre Risiken bestehen.

Daher wird empfohlen, die Strahlenbelastung des Herz-Kreislauf-Systems so weit wie möglich zu reduzieren, ohne die Krebsbehandlung zu beeinträchtigen.

Der Konsens empfiehlt, dass bei allen Patienten, die eine Strahlentherapie erhalten, zu Beginn und in jedem Folgejahr eine umfassende kardiovaskuläre Vorgeschichte und körperliche Untersuchung durchgeführt werden sollte. Außerdem sollten kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Diabetes beurteilt werden. Anhand der Ergebnisse der CT-Untersuchung sollte beurteilt werden, ob eine arteriosklerotische Verkalkung vorliegt. Außerdem sollten gleichzeitig auftretende kardiovaskuläre Erkrankungen und deren Risikofaktoren aktiv behandelt werden.

Der Konsens weist darauf hin, dass der Koronararterien-Kalzium-Score ein wichtiger Indikator für die Beurteilung des kardiovaskulären Risikos ist. CT-Untersuchungen werden routinemäßig bei der Krebsvorsorge oder Krebsstadienbestimmung sowie bei der Planung einer Strahlentherapie durchgeführt. Sie bieten die Möglichkeit, asymptomatische Arteriosklerose zu erkennen und die Umsetzung präventiver Maßnahmen zu steuern.

Dieser Konsens bietet Richtlinien für das kurzfristige und langfristige Screening auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Patienten, die sich einer Strahlentherapie an verschiedenen Stellen (Kopf und Hals, Brust, Bauch und Becken) unterziehen.

Strahlentherapie im Kopf-Hals-Bereich

Bei Patienten, die eine Strahlentherapie im Kopf-Hals-Bereich erhalten haben, wird empfohlen, bei regelmäßigen körperlichen Untersuchungen eine Auskultation durchzuführen, um auf das Vorhandensein eines Karotisgeräusches zu achten.

Darüber hinaus sollten sich diese Patienten einer Ultraschalluntersuchung der Halsschlagader unterziehen, um auf asymptomatische atherosklerotische Plaques zu prüfen. Bei Patienten mit höherem Risiko (aufgrund der Strahlendosis und der Beurteilung des kardiovaskulären Risikos) sollte 1 Jahr nach der Strahlentherapie eine Erstuntersuchung und danach alle 3 bis 5 Jahre eine Nachuntersuchung durchgeführt werden, um die Umsetzung der vorbeugenden Therapie zu erleichtern.

Patienten nach einer Kopf-Hals-RT sollten auch auf Symptome und Anzeichen einer autonomen Funktionsstörung untersucht werden, einschließlich Vitalzeichen bei Änderungen der Körperlage.

Strahlentherapie des Brustkorbs

Bei Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren, die sich einer mediastinalen Strahlentherapie unterziehen, sind ein Basis-Elektrokardiogramm und ein vollständiges transthorakales Echokardiogramm hilfreich.

Bei Patienten, die zuvor eine thorakale Strahlentherapie erhalten haben, werden die Ergebnisse der CT-Untersuchung ausgewertet, um eine Verkalkung der Koronararterien oder der Aorta festzustellen und so die Behandlung einer asymptomatischen Arteriosklerose zu steuern.

Es ist anzumerken, dass das Fehlen einer Koronararterienverkalkung, die durch die CT, insbesondere durch die nicht getriggerte CT, nachgewiesen wird, eine koronare Herzkrankheit nicht völlig ausschließen kann.

Bei Patienten, die sich einer Strahlentherapie des Brustkorbs unterzogen haben und bei denen zuvor keine Arteriosklerose festgestellt wurde oder bei denen keine kardiovaskuläre Untersuchung durchgeführt wurde, wird während der Nachsorge eine weitere Untersuchung des Koronarkalk-Scores, eine Koronar-CT-Angiographie oder ein funktioneller Belastungstest empfohlen. Abhängig vom allgemeinen kardiovaskulären Risiko des Patienten wird alle 5 Jahre ein Screening empfohlen.

Bei Patienten mit erhöhtem Risiko einer Kardiomyopathie nach thorakaler Strahlentherapie wird nach Abschluss der Krebsbehandlung eine transthorakale Echokardiographie oder eine kardiale Magnetresonanztomographie empfohlen.

Der Zeitpunkt des ersten Elektrokardiogramms nach einer Thorax-Strahlentherapie kann anhand des individuellen Risikos des Patienten bestimmt werden. Bei Hochrisikopatienten wird empfohlen, 6 bis 12 Monate nach der Strahlentherapie das erste Elektrokardiogramm durchzuführen.

Bei allen Patienten, deren Herz während einer Strahlentherapie einer Strahlung ausgesetzt ist, wird innerhalb von 5 Jahren nach der Strahlentherapie ein Elektrokardiogramm empfohlen. Ergänzend sind eine Echokardiographie und eine NT-proBNP-Messung alle 5 Jahre sinnvoll.

Bei allen Patienten, deren Herz während der Strahlentherapie einer Strahlung ausgesetzt war, wird 5 Jahre nach der Strahlentherapie eine Echokardiographie empfohlen, um auf Perikarderkrankungen und subklinische Herzklappenerkrankungen zu untersuchen, danach alle 5 Jahre.

Bei Patienten, deren Strahlentherapiefeld die Arteria subclavia umfasst, werden jährliche Blutdruckkontrollen in beiden Armen empfohlen, um eine Stenose der Arteria subclavia festzustellen.

Bei Patienten, deren Strahlentherapiefeld die Arteria subclavia und (oder die linke Arteria mammaria interna) umfasst, wie etwa bei Patienten, die sich einer Koronarbypass-Operation unterziehen, wird eine präoperative CT-Angiographie oder eine ähnliche Untersuchung empfohlen.

Strahlentherapie im Bauch- und Beckenbereich

Bei Patienten, die eine abdominale oder pelvine Strahlentherapie erhalten haben, wird ein Screening auf Claudicatio, eine Beurteilung der dorsalis pedis-Pulse und eine Auskultation auf Geräusche in der Aorta oder Nierenarterie empfohlen.

Eine Untersuchung auf Strahlennephropathie und/oder Nierenarterienstenose ist bei Patienten sinnvoll, die eine abdominale oder pelvine Strahlentherapie erhalten haben und bei denen die Nierenfunktion sich verschlechtert und/oder die an systemischer Hypertonie leiden.

Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach Strahlentherapie

Für alle Patienten nach einer Strahlentherapie werden regelmäßige Untersuchungen und eine aktive Behandlung kardiovaskulärer Risikofaktoren und Herz-Kreislauf-Erkrankungen empfohlen.

Die Screening-Intervalle sollten sich am Risiko des Patienten orientieren. Eine mindestens jährliche Vorsorgeuntersuchung ist sinnvoll.

Patienten, die sich einer Strahlentherapie des Brustkorbs unterzogen haben, sollten die Vor- und Nachteile chirurgischer und interventioneller Behandlungen bei Herzklappenerkrankungen oder koronarer Herzkrankheit sorgfältig abwägen, da das Operationsrisiko erhöht ist. Insbesondere bei Patienten mit hohen mediastinalen Strahlendosen oder solchen, die sich einer Herzoperation unterzogen haben, wird im Allgemeinen eine interventionelle Therapie bevorzugt.

Bei Patienten, die sich einer Strahlentherapie des Brustkorbs unterzogen haben und an diastolischer Herzinsuffizienz leiden, sollte eine restriktive Kardiomyopathie oder eine restriktive Perikarditis in Betracht gezogen werden.

Eine Perikardiektomie kann bei Patienten in Betracht gezogen werden, die sich einer Strahlentherapie des Brustbereichs unterzogen haben und bei denen eine restriktive Perikarditis diagnostiziert wurde, bei denen jedoch die anfängliche medizinische Therapie nicht anschlägt. Eine Operation ist riskant, aber eine rechtzeitige Operation vor dem Fortschreiten der Krankheit kann den Zustand verbessern.

Quelle: China Circulation Magazine

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